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© Frederik Beyens

Kontrabass-Blockflöte

Das Instrument für leise Geistergeräusche

Diese Kontrabass-Blockflöte ist einzigartig: Sie ist die weltweit einzige Erhaltene. Einst war sie Teil einer Sammlung von Blasinstrumenten, die von deutschen Kaufleuten im Hansehaus auf dem heutigen Eilandje gespielt wurden. Der Erbauer ist Casper Rauch aus Schrattenbach, einer Stadt in Bayern, in der im 16. Jahrhundert viele Instrumentenbauer lebten.

Größte Blockflöte

Diese Blockflöte wird nicht umsonst Kontrabass-Blockflöte genannt. Ihre Abmessungen sind gewaltig: Das Instrument ist mehr als 2,5 Meter lang. Es handelt sich um die einzige erhaltene Renaissance-Blockflöte dieser Größe auf der Welt. Während der tiefste Ton der Kontrabass-Blockflöte normalerweise ein F ist, wurde diese Blockflöte um ein Viertel tiefer erweitert − mit einem C als tiefstem Ton.

Contrabasblokfluit_Vleeshuis

 

 

Een tekening van Het Oostershuis rond 1609

Hansehaus

Die Kontrabass-Blockflöte war einst Teil einer relativ großen Sammlung von etwa 60 Instrumenten, die für die deutschen Kaufleuten des Hansehauses in Antwerpen und von ihnen gespielt wurden. Im Jahr 1865 schenkte Herr Flemmich, der Konsul und letzte Vertreter der Hanse, das Instrument der Stadt Antwerpen.

Es gibt einige historische Quellen, die sich auf die Flöte zu beziehen scheinen. Als Charles Burney beispielsweise im 18. Jahrhundert durch Antwerpen reiste, schrieb er in seinem Reisebericht, dass es im Hansehaus etwa 30 oder 40 Flöten gab. Er sagte, dass diese vor mehr als 100 Jahren benutzt worden wären. Darüber hinaus gibt es ein Inventar des Hansehauses aus dem Jahr 1602, in dem Flöten erwähnt werden. Möglicherweise ging es auch um die Sammlung, zu der diese Flöte gehörte. Vermutlich befand sich diese Flöte bereits zwischen 1570 und 1590 im Hansehaus.

Postkaart van de muziekzaal van het Steen Collectie Stad Antwerpen, Museum Vleeshuis | Klank van de Stad

Museumsstück

Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Blockflöte im Musiksaal des Museums für Altertümer in Het Steen ausgestellt (Foto).

Im Jahr 1881 wurden zwei Kopien des Instruments angefertigt, von denen eine an das Musikinstrumentenmuseum in Brüssel ging. Das andere Exemplar gelangte in die Privatsammlung von Mary Elizabeth Adams. Im Jahr 1889 schenkte sie ihre Sammlung, die Crosby Brown Collection (der Name bezieht sich auf ihren Ehemann), dem Metropolitan Museum of Art in New York.

Das Originalinstrument wurde 1961 von Martin Skowroneck restauriert, wobei auch neue Klappen eingebaut wurden.

Geisterklänge

Die Zeit von 1500 bis 1650 war ein goldenes Zeitalter für die Blockflöte. Die Instrumente erfreuten sich aufgrund ihrer Fähigkeit, die menschliche Stimme zu imitieren, sowohl bei Berufsmusikern als auch bei Amateuren großer Beliebtheit. Gleichzeitig entstand in dieser Zeit der Wunsch, Instrumente in homogenen Gruppen oder „Consorts“ zusammenzuführen, was auch für die Blockflöte galt. Auf den Instrumenten spielten sie zunächst vor allem Vokalrepertoire und fügten nach und nach Tänze und Instrumentalwerke hinzu, die die Vokalmusik nachahmen. 

In einem Antwerpener Zeitungsartikel von 1976 wird der Klang der Kontrabass-Blockflöte wie folgt beschrieben: Dieses riesige Instrument ist nicht dafür gedacht, Soli darauf zu spielen. Es erzeugt unterstützende Klänge bei einem Konzert. Sanfte ‚Geisterklänge‘ würden wir sagen.“ 

Flämisches Meisterwerk

Die Kontrabass-Blockflöte ist eines unserer Meisterwerke und steht auf der Liste der flämischen Meisterwerke