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© Frederik Beyens

Wer sind die Duartes?

Die Juwelen, die sie verkauften, waren an allen europäischen Königshöfen begehrt. Die von ihnen gesammelten Gemälde wurden Jahrhunderte später zu Meisterwerken in den Sammlungen des Mauritshuis, der National Gallery und des Prado. Und die Konzerte, die sie gaben, zogen Musikliebhaber aus ganz Europa an. Dennoch sind diese Antwerpener aus dem 17. Jahrhundert nahezu in Vergessenheit geraten. Höchste Zeit also für eine Vorstellung der Familie Duarte.

Die Familie Duarte war eine jüdisch-portugiesische (sephardische) Familie. Im Jahr 1492 wurden die Juden aus Spanien vertrieben; 1497 mussten sie auch Portugal verlassen oder zum Katholizismus übertreten. Die Familie Duarte entschied sich für die zweite Variante. Dennoch verfolgte die portugiesische Inquisition diese Conversos weiterhin. Daher beschloss die Familie in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, von Portugal nach Antwerpen umzuziehen. Schließlich war Antwerpen eine wohlhabende und relativ tolerante Stadt. Die Duartes nutzten die Möglichkeiten der Hafenstadt in vollen Zügen. 

Diego Duarte (I)

Um 1570 kam Diego Duarte (I) (Lissabon?, ca. 1544 - Antwerpen, 1626) aus Portugal nach Antwerpen. In Antwerpen gehört er zur Nação oder Feitoria Portuguesa de Antuérpia, der portugiesischen Handelsnation von Antwerpen. Über diese Handelsnation gelangen Gewürze und andere Waren aus den portugiesischen Kolonien nach Nordeuropa. Zu den Waren gehörten außerdem Diamanten und Perlen. In Antwerpen baut Diego einen Handel mit Schmuck und Edelsteinen auf. Mit Erfolg. 

Diego Duarte (I) heiratet Leonora Rodrigues (?, ca. 1566 - Rotterdam, 1632). Gemeinsam haben sie mehrere Kinder, darunter Gaspar (I), Manuel und Francisca.  

Im Jahr 1626 stirbt Diego (I). Er ist vor dem Hochaltar der Sankt Jakobskirche begraben. Das Grab wird das Familiengrab der Duartes. Auf dem Grabstein lässt sich Diego als Portugiese bezeichnen. 

Eine niederländische Niederlassung

Während Diegos ältester Sohn Gaspar (I) (siehe unten) sein ganzes Leben lang in Antwerpen leben wird, ziehen zwei andere Kinder von Diego (I) und Leonora in die Republik (Niederlande). 

Manuel (Antwerpen, 1699 - Amsterdam, 1632) zieht um 1625 nach Amsterdam, gründet dort eine Familie und kehrt zum Judentum zurück. Sein jüdischer Name ist Ymanuel Abolais. Auch in Amsterdam handelt dieser Duarte mit Juwelen. Seine Schwiegersöhne haben Einfluss auf das jüdische Leben in den Lage Landen, dem historischen Gebiet, das die heutigen Niederlande und Belgien umfasst: Joseph Athias ist ein bedeutender hebräischer Drucker. Der Juwelier Manuel Levy Duarte ist Direktor der Portugiesischen Synagoge in Amsterdam und hilft bei der Gründung der Portugiesischen Synagoge in Den Haag. 

Gaspar und Manuels Schwester Francisca (Antwerpen, ca. 1595 - Alkmaar, nach 1646) zog ebenfalls in die Niederlande. Sie ist sehr musikalisch und schließt sich dem sogenannten Muiderring an, einer losen Gruppe von Freunden um den Dichter P.C. Hooft, zu der auch Constantijn Huygens und Joost van den Vondel gehören. Die Zeitgenossen nannten Francisca wegen ihrer schönen Gesangsstimme „die französische Nachtigall“. P.C. Hooft hat ihr ein Gedicht gewidmet. ‘Frankje ... Du lässt mit Deinem Gesang die Garben von unten zum Himmel fliegen.“ 

Gaspar Duarte (I)

Wie sein Vater war auch Gaspar Duarte (I) (Antwerpen, ca. 1584 - 1653) ein Edelstein- und Schmuckhändler. Sein Handelsgeist brachte ihm sowohl Wohlstand als auch Macht: Im Jahr 1641 wurde Gaspar Konsul der Portugiesischen Nation in Antwerpen. Im selben Jahr verhandelte er mit dem holländischen Diplomaten Constantijn Huygens über ein Juwel, das Wilhelm II. von Oranien, Sohn des Stadthalters von Holland, seiner zukünftigen Frau Maria Henrietta Stuart, Tochter von Karl I., schenken sollte. Anthony Van Dyck wird das Juwel auf dem Hochzeitsporträt von William und Mary (Rijksmuseum) abbilden. Diese Episode markiert den Beginn der herzlichen Beziehungen zwischen der Familie Huygens und der Familie Duarte. Sie werden ihr ganzes Leben lang miteinander korrespondieren, dabei ist die Musik ihr Lieblingsthema.

Gaspar ist mit Catharina Rodrigues (1584-1644) verheiratet. Gemeinsam haben sie sechs Kinder: Leonora (1610-1678), Diego (II) (1612-1691), Catharina (1614-1678), Gaspar (II) (1615-1685), Francisca (1619-1678) und Isabella (1620-1685).

Im Jahr 1615 kaufte Gaspar (I) ein Stadtpalais an der Meir, zwischen der Kolveniersstraat und der Otto Veniusstraat. Es ist ein ideales Zuhause für seine wachsende Familie. Dem englischen Tagebuchschreiber John Evelyn zufolge ist das Haus „fürstlich eingerichtet“, während der französische Diplomat Balthasar de Monconys bei einem Besuch des Gartens „die schönsten Orangenbäume sieht, die man sich vorstellen kann“. 

Gaspar (I) erweist sich als großer Liebhaber der Künste. Im Jahr 1623 tritt er in die Rederijkerskammer De Violieren, die Gilde der Dichter, ein. Er schenkt seinen Dichterkollegen ein kostbares Kostüm für eine Aufführung des Theaterstücks Sophonisba Aphricana von Guilliam van Nieulandt (van Nieuwelandt). Aus Dankbarkeit widmet Van Nieulandt sein Stück „Jerusalems verwoestingh door Nabuchodonosor“ (Die Verwüstung Jerusalems durch Nabuchodonosor) „Gasper Duarte, Kaufmann und Schöpfer aller freien Künste“.  

Zeitgenossen nannten Gaspars Haus an der Meir bald den „Antwerpener Parnass“, in Anspielung auf den mythologischen Berg Parnass, auf dem die Musen wohnen. Wer das Haus der Duartes besucht, taucht in eine künstlerische Welt ein. Überall hängt Kunst: Gaspar Duarte legte den Grundstein für eine außergewöhnliche Gemäldesammlung, die sein Sohn Diego weiter ausbauen sollte. Aber vor allem ist da die Musik! 

Die Hauskonzerte von Gaspar und seinen Töchtern

Die Bewohner des Antwerpener Parnass verfügen über mindestens fünf Cembali und Virginale sowie über ein Claviorganum (eine Kombination aus Cembalo und Orgel). Gaspar Duarte (I) unterhielt sehr gute Kontakte zu dem Antwerpener Cembalobauer Joannes Ruckers und seinem Neffen und Lehrling Joannes Couchet. Er berät sie sogar bei der Konstruktion ihrer Instrumente (wobei vor allem Couchet seinen Ratschlägen folgt). Die Familie Ruckers-Couchet baut möglicherweis die besten Cembali und Virginales des 17. Jahrhunderts. Auch an Repertoire für Instrumente mangelt es im Hause Duarte nicht: Um 1628 ließ Gaspar (I) womöglich den sogenannten Messaus-Bull-Codex zusammenstellen, ein dickes Manuskript mit Klaviermusik vor allem des englischen Komponisten John Bull.  

Gaspar (I) hat eine gute Gesangsstimme und spielt unter anderem Geige und Cembalo. Seine Kinder teilen diese Musikalität, was ihnen einige Möglichkeiten eröffnet. Sobald seine Töchter alt genug sind, organisiert Gaspar Hauskonzerte, bei denen er mit seinen Töchtern Leonora, Catharina und Francisca auftritt. 

In einem Brief, der heute in der Königlichen Bibliothek in Den Haag aufbewahrt wird, beschreibt Gaspar (I) seinem engen Freund Constantijn Huygens den Ablauf eines solchen Konzerts, das im Herbst 1640 stattfindet: 

Manchmal veranstalten wir ein Hauskonzert mit einer kleinen Instrumentalbesetzung, wie wir es Fräulein Anna Roemers Visscher vorgemacht haben, nämlich mit drei Instrumenten, die für die drei Mädchen besonders geeignet sind, dem Spinett, der Laute und der Viola Bastarda und mir auf der Violine für die dritte Dessus-Stimme; und für den Gesang: eine Laute und die Violine zusammen unter dem Gesang meiner beiden Töchter und manchmal zwei Stimmen mit einem Bass, den ich singe, mit dem Spinett oder der Theorbe für das kleine Madrigal aus dem Buch. 

Die niederländische Dichterin Anna Roemers Visscher wird nach dem Konzert eine Lobeshymne schreiben, in der sie Gaspars musikalische Qualitäten lobt und ihn höher einstuft als Orpheus und Amphion, die beiden größten Musiker der klassischen Antike.  

Wer das Privileg hat, ein Hauskonzert zu besuchen, geht immer tief beeindruckt nach Hause. „[Die Duartes] bilden ein schönes und harmonisches Ensemble aus Lauten, Viola da Gamabs, Virginalen und Stimmen“, schreibt William Swann. „Ich freue mich schon darauf, im Haus des edlen Herrn Duarte zu musizieren, denn so etwas habe ich nur in Venedig in Begleitung von Claudio Monteverdi erlebt“, lobt Giuliano Calandrini. Margaret Cavendish (die mit ihrem Mann William zwischen 1648 und 1660 das Rubenshuis bewohnte) beschreibt in einem Brief, wie sehr sie die Gesellschaft der Duartes genoss: „Ihre Gesellschaft macht mich immer glücklich.“ Und Béatrix de Cusance schreibt in einem Brief, wie „die liebe und unvergleichliche Francisca uns seltene und außergewöhnliche Dinge hören lässt“. 

Der bereits zitierte Brief von Gaspar an Constantijn Huygens zeigt, wie die Duartes die Musik in verschiedenen Besetzungen aufführen. Leonora und Catherine sind vor allem als Sängerinnen bekannt. Francisca wird in Briefen der Familie Huygens und von Béatrix de Cusance für ihre Qualitäten als Cembalistin gelobt, und man vergleicht ihre Fähigkeiten mit denen des französischen Virtuosen Jacques Champion de Chambonnières. Die Töchter spielen außerdem Laute, Theorbe, Viola da Gamba und Viola Bastarda. 

Die Musik, die hier erklingt, ist vielfältig: Sie umfasst Vokal- und Instrumentalwerke von Zeitgenossen aus England, Frankreich, Italien und den Lage Landen, komponiert von John Bull, Girolamo Frescobaldi, John Coprario, Thomas Lupo, Michel Lambert, Nicholas Lanier, Guilielmus Messaus und Joannes de Haze, um nur einige zu nennen. Als enger Freund trägt Constantijn Huygens regelmäßig mit eigenen Kompositionen zu den Hauskonzerten bei. Im Jahr 1647 lässt er eine Sammlung lateinischer, französischer und italienischer Lieder mit dem Titel Pathodia Sacra et Profana bei dem Pariser Verleger Ballard veröffentlichen. Die Duartes erhalten umgehend eine Kopie, die sie begeistert nutzen. 

Einige Mitglieder der Familie Duarte komponieren auch selbst, aber Leonora ist die einzige, deren Musik überliefert ist: ein Manuskript (Christ Church College, Oxford) mit sieben fünfstimmigen Sinfonien, die von Leonora im Stil der englischen Consort-Musik des späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts. Die Werke entstehen während der Zeit ihres Bruders Diego (II) am englischen Hof. 

Diego Duarte (II)

Im Jahr 1632 gehen Gaspar (I) und seine Söhne Diego (II) und Gaspar (II) im Gefolge vieler Antwerpener Bürger, darunter Anthony van Dyck, nach England. Wie andere flämische Kaufleute, Handwerker und Künstler hoffen sie auf Aufträge vom prunkvollen Hof König Karls I. Mit Erfolg: Denn im Jahr 1635 ernennt der König Diego Duarte (II) zum „Jeweller in Ordinary“, zu seinem ständigen Hofjuwelier.  

In England wird Diego Mitglied des Landadels, nachdem ihm der König im Tausch gegen Zahlungsrückstände ein Landgut mit den dazugehörigen Rechten überlässt. In Hofkreisen macht Diego Bekanntschaft mit bedeutenden Künstlern, Mäzenen und Adligen. Dazu gehört die Familie Cavendish und der Hofkomponist, Maler und Kunstsammler Nicholas Lanier. In England greift Diego das Stück The Deserving Favourite (1629) von Lodewijk Carliell auf. Diego übersetzt und bearbeitet es später in Den weerdigen gunsteling, das um 1685 im Aalmoezenierstheater auf dem Grote Markt aufgeführt wird. 

Im Jahr 1642 bittet Diego um Urlaub und kehrt nach Antwerpen zurück. Währenddessen bricht in England der Bürgerkrieg aus. Der König wird gefangen genommen und schließlich hingerichtet, und viele Royalisten, darunter die Cavendishs, Nicholas Lanier und der Thronfolger Karl II. fliehen auf den Kontinent. Sie alle sind bei den Duartes willkommen. Mit dem Ehepaar Cavendish und Nicholas Lanier ergeben sich musikalische Abende. 

Gaspar Duarte (I) stirbt im Jahr 1653. Ein Requiem von Philippus van Steelant begleitet seine Beerdigung in der Sankt Jakobskirche. Seitdem leitet Diego Duarte (II) das Familienunternehmen. Er baut ein Netzwerk auf, das von Amsterdam bis Paris, von London bis Goa reicht. Niederländische Stadthalter, Prinzen des Habsburgerreiches, Ludwig XIV. von Frankreich: Sie alle finden ihren Weg zu Diegos Geschäft. Aber auch wenn sie keine Juwelen brauchen, wenden sie sich an ihn. Im Jahr 1676 hielt der Stadthalter Wilhelm III. von Oranien (der spätere König von England) im großen Kunstsaal von Diego geheime Beratungen mit seinem Ratspensionär ab. Und Albertina Agnes van Nassau bittet Diego, den Kauf einiger Gemälde zu arrangieren. 

Malen ist eine Leidenschaft von Diego. Der Maler Pieter Thys ist ein enger Freund, und womöglich nicht der einzige befreundete Maler.  Aber Diego ist vor allem ein Sammler. Seine Vorliebe gilt den flämischen, niederländischen und italienischen Meistern. Er besitzt über zehn Werke von Rubens und ein Dutzend Werke von Van Dyck. Darüber hinaus umfasst seine Sammlung unter anderem auch Werke von Brueghel, Tizian, Raffael, Parmigianino, Dou, van Verendael, Elsheimer, Moro, Holbein und Massijs. Diego besitzt außerdem einen Vermeer (möglicherweise Sitzende Virginal-Spielerin), den ersten außerhalb der Republik. In ihrer Spitzenzeit umfasst die Sammlung etwa 200 Werke, die meisten davon von sehr hoher Qualität. (Im 21. Jahrhundert befinden sich die Gemälde u. a. im Prado, im Louvre, in der National Gallery, im Museum der Schönen Künste in Antwerpen und im Mauritshuis)

Aber wie bei seinem Vater ist auch bei Diego die Leidenschaft für die Musik ungebrochen und sie steht über allem. So unterstützt er Komponisten wie Joannes de Haze. Letzterer widmete Diego im Jahr 1681 einen Band mit Geigenmusik. Weniger als ein Jahr später gehört De Haze zu den Gründern der ersten kommerziellen Oper in Antwerpen, dem Aalmoezenierstheater. Aber Diego komponiert auch selbst. Er vertonte u. a. Texte seines Freundes und Nachbarn William Cavendish. 

Am 26. März 1663 schreibt der Mathematiker Christiaan Huygens (ein Sohn von Constantijn) in einem Brief, wie Diego einen Tag zuvor ein Musikstück für „den Festtag“, nämlich Ostern (und 1663 nicht Mariä Verkündigung, die normalerweise auf den 26. März fällt), komponiert. „[Ein] Piece de Devotion avec des Parolles Flamendes composeé d'un Juif, sur l'air d'une Sarabande“, das „um die Wahrheit zu sagen, etwas unbequem ist“, antwortet Susanna Huygens, die Schwester von Christiaan. Ein Jude, der für die Auferstehung Jesu Christi komponiert: Das zeigt sofort, wie leicht die Duartes religiöse Grenzen überschreiten.  

Diego komponiert noch mehr katholische Musik. Im Jahr 1684 vollendete er seine Vertonung der Psalmvertonungen von Antoine Godeau, die Paraphrase des Pseaumes de David (1648). Der Kompositionsprozess dauerte mehr als ein Jahrzehnt. Obwohl er in Erwägung zieht, die Musik zu veröffentlichen, entscheidet er sich schließlich dagegen. Die Musik ist verschollen, wie alle Kompositionen von Diego. 

Langsam wird es still

Ab den 1670er-Jahren wird es im Haus der Duartes immer ruhiger. Keines der Kinder von Gaspar (I) hat jemals geheiratet. Leonora, Catherine und Francisca sterben im Jahr 1678, möglicherweise während der Pestepidemie, der unter anderem auch der Maler Jacob Jordaens zum Opfer fällt. Im Jahr 1685 sterben Gaspar (II) und Isabella. Zwei Jahre später stirbt Constantijn Huygens, woraufhin die musikalische Korrespondenz ihr Ende findet. Diego erkrankt, und eine Amsterdamer Cousine, Constancia (Rachel), und ihr Mann Manuel Levy Duarte ziehen vorübergehend nach Antwerpen, um Diego zu helfen. 

Der Tod von Diego Duarte (II) am 15. August 1691 bedeutete das Ende des Antwerpener Zweigs der Familie. Constancia und Manuel verkaufen das Haus und den größten Teil der Kunstsammlung. Die Musik und die Musikinstrumente sind spurlos verschwunden. Nur ein Buch mit Briefen von Diego (II) wird die Zeit (teilweise) überdauern. In Antwerpen geht die Erinnerung an die künstlerischen Duartes langsam aber sicher verloren. 

Musik als universelle Sprache

Warum legten die Duartes so viel Wert auf die Künste, insbesondere auf die Musik? 

Musik gehörte im 17. Jahrhundert zu einer guten Ausbildung. Tasteninstrumente waren besonders für Frauen geeignet, während Zupfinstrumente wie die Laute und die Theorbe für Männer in Frage kamen. Die Damen und Herren von Rang mussten jedoch besonders darauf achten, ihr musikalisches Können nicht zu sehr zur Schau zu stellen. So virtuos sie auch spielen konnten, sie wollten nicht mit Berufsmusikern verwechselt werden, da diese für Geld spielten und einen zweifelhaften Ruf hatten. Daher erwies es sich als ratsam, mit seinen musikalischen Fähigkeiten diskret umzugehen. Die Duartes bewegten sich auf einem schmalen Grat: Ihre Konzerte waren Hauskonzerte und nicht alle Familienmitglieder nahmen daran teil, aber ihr Ruf zog viele Besucher an. 

Dass die Duartes ihre Liebe zur Musik nicht versteckten, hatte mit der einzigartigen Eigenschaft der Musik zu tun: Sie ist eine universelle Sprache. Musik spricht den Verstand und die Gefühle an und überwindet geografische und religiöse Grenzen. Und Letzteres konnten die ursprünglich jüdischen Duartes gut gebrauchen. 

Bereits 1549 versuchte Kaiser Karl V., alle Conversos (Neu-Christen) aus den Lage Landen zu vertreiben. Während des gesamten 17. Jahrhunderts wurden die Conversos in Antwerpen beschuldigt, sich zum Judentum zu bekennen, was glücklicherweise meist ohne Folgen blieb. (Diego Duarte (I) wurde 1608 ebenfalls – ohne Folgen – beschuldigt.)  

Dennoch lauerte immer eine Gefahr. Im Jahr 1682 bezeichnete der Antwerpener Stadtrat die Juden als „verfluchte und verdorbene Ethnie“, und es wurde darüber nachgedacht, ein Ghetto einzurichten oder Juden und Conversos zu verpflichten, ein Schild an ihrer Kleidung zu tragen. Diese Überlegungen waren zumeist Zugeständnisse an den (niederen) Klerus, und die Stadtregierung hatte möglicherweise nie wirklich die Absicht, die Conversos zu bekämpfen. Antwerpen war zu unabhängig, zu eigensinnig und zu weltoffen, und die Converso-Gemeinschaft spielte eine zu große wirtschaftliche Rolle.  

Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass die Verfolgung für die Antwerpener Conversos immer eine Bedrohung darstellte. Obwohl die Duartes eng mit den Antwerpener Kirchen und der katholischen Wohltätigkeit verbunden waren (und sogar katholische Musik komponierten), bezweifelten einige Zeitgenossen ihre Verbundenheit mit dem Katholizismus. Enge Freunde wie die Familie Huygens wussten es besser: Für sie waren die Duartes Juden. Und gerade dann ist Musik eine Sprache, die es ermöglicht, mit jedem zu kommunizieren, ob Jude, Anglikaner, Katholik oder Protestant. 

Mehr lesen, mehr hören? 

  • Für die Musikräume, die Stadtführung und die Musikaufnahme: hier klicken.
  • Der niederländische Musikwissenschaftler Rudolf Rasch schrieb mehrere Artikel über das musikalische Netzwerk von Constantijn Huygens und der Familie Duarte. Zudem veröffentlichte er eine schöne Ausgabe mit Dreihundert Briefen über Musik von, an und über Constantijn Huygens (2007). 
  • Über das berufliche Leben von den Duartes, siehe Timothy De Paepe, Een netwerk van luxe (pdf) (Ein Netzwerk des Luxus) (2016), geschrieben für DIVA, das Antwerpener Museum für Diamanten, Schmuck und Silber.