Conrad Graf (1782-1851) begann seine Karriere als Tischler, zog aber 1799 nach Wien, wo er sich zum Klavierbauer umschulen ließ. Sein Karrieresprung kam zu einem idealen Zeitpunkt, denn um 1800 wollten viele Musikliebhaber ihre alten Cembali durch die fortschrittlichen Hammerklaviere ersetzen. Graf erwies sich als einer der besten Klavierbauer des frühen 19. Jahrhunderts und baute in seiner Werkstatt Klaviere in fast industriellem Maßstab. Er tat dies mithilfe eines Teams von Handwerkern. Außerdem hatte Graf ein Gespür für Marketing. Er lieh seine Klaviere nur zu gerne an große Künstler aus, da sie seinen Instrumenten mehr Glanz verliehen. Komponisten wie Clara und Robert Schumann, Czerny, Mendelssohn, Liszt, Chopin und Brahms spielten einst auf einem Graf oder besaßen eines.

Das Instrument
Das Hammerklavier im Museum Vleeshuis ist Eigentum des Königlichen Konservatoriums von Antwerpen und wird seit 1967 als Dauerleihgabe in die Sammlung aufgenommen. Das Instrument ist fast identisch mit dem Hammerklavier, das Graf an Ludwig van Beethoven verlieh.
Der Graf-Hammerklavier wurde von Christopher Clarke und später noch einmal von Jan Van den Hemel restauriert. Damit ist dies eines der wenigen funktionierenden Instrumente aus Grafs Hand. Von den über 3.000 Instrumenten, die Conrad Graf gebaut hat, sind nur etwa 60 erhalten geblieben und nur eine Handvoll ist spielbar. Unter anderem haben Jos van Immerseel, Lambert Orkis und das Klavierduo Nicolas Callot/Lucas Blondeel Aufnahmen auf diesem Instrument gemacht. Für zahlreiche Musiker war der Kontakt mit dem Graf-Flügel entscheidend.
„Mein Interesse für das Hammerklavier wurde erst geweckt, als ich 1973/1974 Aufnahmen auf einem Graf-Flügel im Museum Vleeshuis hier in Antwerpen machte. Das Instrument wird zu einer zweiten Partitur, die Informationen liefert.“
Jos van Immerseel